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Ludjie (sprich Lüdie) fiel beim Schulbesuch im Mai 2019 auf. Nach dem Morgenappell kam die Elfjährige auf uns zu. «Am Kopf tut es mir weh», klagte sie, «könnt ihr etwas machen?» Eine eitrige, grosse Wunde prangte an ihrem Hinterkopf. Bei genauerem Hinschauen bemerkten wir zudem eine Schwellung hinter dem Ohr und ein Ekzem am ganzen Körper. Wir wussten, dass ohne Arzt und Medikamente keine schnelle Besserung möglich ist. Aber Geld dafür hatte Ludjies Mutter nicht. Einen Vater habe sie nicht, erzählte Ludjie. Wir gaben ihr die Kontaktdaten von Carline. Carline ist unsere Mitarbeiterin vor Ort.

Tatsächlich meldete sich die Mutter bei Carline. Beim ersten Treffen war die Mutter so schwach und hungrig, dass Carline ihr zuerst einmal ein Sandwich offerierte. Danach erzählte die Mutter ihre Geschichte. Ihr Wohnort wurde von Banditen überfallen. Sie brannten alles nieder und vergewaltigten viele Frauen und Mädchen. Die Mutter konnte Ludjie verstecken, sodass sie von den Banditen nicht gefunden wurde. Aber ein Zuhause hatte sie fortan nicht mehr. Ludjie kam bei Bekannten unter. Der Mann, der im Haus wohnte, fasste Ludjie an den Po und machte anzügliche Bemerkungen.

Die Mutter bat um Geld, damit sie ein Zimmer mieten kann, um wieder mit ihren zwei Kindern vereint zu sein. Sie möchte als Kinderbetreuerin (Nounou) oder im Haushalt helfen. Damit verdient sie etwa 60 Franken pro Monat. Ein Zimmer, Schul- und Arztkosten übersteigen jedoch ihr Budget.

Im vollen Vertrauen, Paten zu finden, sagten wir der Mutter Hilfe zu.