Mobile Klinik
Die gesundheitliche Versorgung in Haiti ist zusammengebrochen und die meisten Krankenhäuser sind wegen der Bandenkriege geschlossen. Aufgrund der prekären Lage, die in allen haitianischen Bevölkerungsschichten herrscht, können sich die Haitianer nicht angemessen um ihre Gesundheit kümmern. Wenn sie krank sind, finden sie keinen Arzt oder qualifiziertes Pflegepersonal, das sie aufsuchen können, weil viele das Land verlassen haben. Viele leben in sehr unhygienischen Verhältnissen und haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Die Todesursache Nummer 1 in Haiti sind vermeidbare und behandelbare Krankheiten, wie Durchfallerkrankungen, Malaria, Tuberkulose und Atemwegsinfektionen. Dazu sind über 60% der Kinder unterernährt.
Haiti hat 11 Millionen Einwohner aber lediglich rund 60 staatliche, karitative und private Krankenhäuser. Ein Schwerverletzter muss vor dem Eintritt in das Krankenhaus Verband, Blutkonserven und Gummihandschuhe selbst besorgen und zahlen. Drei Viertel aller Haitianer können sich keine Arzneimittel leisten und eine Krankenversicherung ist für die allerwenigsten erschwinglich. 70% der Bevölkerung leben von weniger als zwei USD pro Tag.
Haiti ist der gefährlichste Ort der westlichen Hemisphäre, um schwanger zu sein. Eine von 80 Müttern sterben bei der Schwangerschaft oder Geburt und die Säuglingssterblichkeit ist bei 7 von 100 Kindern. Viele junge Teenager sind bereits mehrfache Mütter, manchmal von mehreren Vätern, und leben ohne die Unterstützung dieser Väter oder ihrer Familien.
Die Schulleiterin Carline Bazin von der Laddo-Schule in Onaville hat durch die 250 Schulkinder mit vielen Familien in der Umgebung Kontakt. Sie sah das grosse Bedürfnis dieser mittellosen Menschen nach medizinischer Versorgung. Sie hatte den Wunsch, ihnen den kostenlosen Zugang zu ärztlicher Hilfe und Medikamenten zu ermöglichen. Nach Absprache mit dem Förderverein fand an einem Sonntag im Dezember 2022 die erste mobile Klinik in den Schulräumen der Laddo-Schule statt. Zwei Ärzte, vier Krankenschwestern und verschiedene Medikamente im Wert von CHF 400 standen bereit. Ungefähr 80 Menschen, welche ärztliche Hilfe benötigten, wurden an diesem Tag betreut. Seither wurden schon tausende Patienten behandelt. Die mobile Klinik wurde einmal monatlich in der Laddo-Schule angeboten.
Seit Herbst 2023 ist ein zweiter Standort beim Kinderheim Kiara in Eden dazugekommen. Die mobile Klinik findet monatlich alternierend in Eden und Onaville statt. Pro Einsatz betreuen sie 150 bis 200 Patienten und für CHF 500 werden Medikamente abgegeben und Labortests gemacht. Außerdem verteilen sie Kindern unter sechs Jahren nährstoffangereichertes Erdnussmus «Mamba» (RUTF = ready-to-use therapeutic food). An stillende Mütter und schwangere Frauen werden Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin A jeden Monat, Vitamin C, Multivitamine und Mineralien täglich) abgegeben. Familien erhalten monatlich ein Nahrungsmittelpaket mit Trockenrationen und bei Bedarf Trinkwasser.